Wirtschaft: Der Weltkonjunktur fehlen die Impulse

Die Wirtschaftsentwicklung in China und Europa bewegt sich weiterhin seitwärts, während vorlaufende Indikatoren in den USA verstärkt auf eine weitere Abkühlung der Konjunktur hinweisen. Damit gehen der Weltwirtschaft allmählich die Impulse aus. Auffällig ist dabei besonders die weltweite Schwäche der Binnennachfrage. Lediglich im Aussenhandel war zuletzt eine leichte Belebung sichtbar, wovon in den vergangenen Monaten insbesondere der Schweizer Exportsektor profitieren konnte.

  • Gemäss den Anfang September vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) veröffentlichten Zahlen ist die Schweizer Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,7 Prozent und damit über ihrem langfristigen Trend gewachsen. Das kräftige Wachstum ist erfreulich, wurde allerdings fast ausschliesslich durch eine Zunahme der Exporte im chemischen und pharmazeutischen Bereich getragen. Ansonsten bleibt die Wirtschaftsentwicklung gedämpft. Ohne Impulse aus dem Aussenhandel hätte die Schweizer Wirtschaft im zweiten Quartal erneut stagniert. Dieses Muster scheint sich auch zu Beginn des dritten Quartals fortzusetzen. So war zuletzt erneut eine spürbare Zunahme der Exporte festzustellen, während sich bei der Konsum- und Investitionstätigkeit nach wie vor keine Erholung abzeichnete.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Grafik zeigt das tatsächliche Jahreswachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) seit 1995, dessen langfristigen Trend und einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft bei etwa 1 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg
  • Die vorlaufenden Konjunkturindikatoren in den USA deuten weiterhin auf eine spürbare Abkühlung hin. Insbesondere amerikanische Industrie- und Bauunternehmen erwarten aufgrund der schwachen Auftragslage in den kommenden Monaten einen Rückgang ihrer Geschäftstätigkeit. Zwar rechnen die Dienstleistungsunternehmen derzeit noch mit moderatem Wachstum, die signifikante Abschwächung des Arbeitsmarktes könnte die Konsumausgaben der Haushalte jedoch unter Druck setzen. Dies vor allem deshalb, weil das aktuelle Konsumniveau nicht nur durch steigende verfügbare Einkommen, sondern auch durch eine sinkende Sparquote und eine steigende Ausfallquote bei Kreditkartenrechnungen gestützt wird. Angesichts dieses moderaten Konjunkturausblicks ist zu erwarten, dass die amerikanische Zentralbank (Fed) trotz der Kerninflationsrate von über 3 Prozent ihre Geldpolitik noch in diesem Jahr lockern wird.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Abbildung zeigt das Wachstum des realen amerikanischen BIP und dessen langfristigen Trend sowie einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator seit Mitte der Neunzigerjahre. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft nur leicht ansteigen wird (zwischen 0,5 und 1 Prozent).
    Quelle: Bloomberg
  • Die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone bleibt geschwächt. Die Industrieproduktion geht weiterhin stark zurück, während die europäische Bevölkerung ihre Konsumausgaben kaum auf dem bisherigen Niveau halten kann. Immerhin hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor im August spürbar verbessert. Dieser Anstieg wurde jedoch wesentlich von französischen Dienstleistungsunternehmen getragen, die von den Olympischen Spielen in Paris profitiert haben, was die Stabilität dieses Aufschwungs fraglich macht. Vor diesem Hintergrund wächst der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), nach den ersten beiden Zinsschritten im Juni und September bald eine weitere Lockerung der Geldpolitik vorzunehmen. Allerdings dürfte die hartnäckige Inflation im Dienstleistungssektor, die nach wie vor über 4 Prozent liegt, dies vorerst nicht zulassen.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Darstellung zeigt das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima für die Eurozone seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet auf ein stagnierendes Wirtschaftswachstum (zwischen 0 und 0,5 Prozent) in naher Zukunft hin.
    Quelle: Bloomberg
  • Die Wachstumsdynamik in den Schwellenländern hat sich zuletzt etwas abgeschwächt. Dies ist vor allem auf die anhaltende Konjunkturschwäche in China, der grössten Volkswirtschaft unter den Schwellenländern, zurückzuführen. So waren auch im August kaum Anzeichen einer spürbaren Erholung erkennbar. Besorgniserregend ist insbesondere, dass der Preisverfall bei den Immobilien, die wichtigste Sparform für den chinesischen Mittelstand, ungebremst anhält. Auch die Kerninflation ist zuletzt weiter gesunken und liegt nur noch bei 0,4 Prozent, was für eine normalerweise stark wachsende Volkswirtschaft aussergewöhnlich niedrig ist. Darüber hinaus hat sich auch die Wachstumsgeschwindigkeit in anderen Schwellenländern wie Indien, Thailand, den Philippinen und Chile zuletzt etwas verlangsamt. Insgesamt entspricht die Wachstumsentwicklung jedoch dem langfristigen Trend dieser Länder.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Diese Grafik zeigt für einen Durchschnitt von Schwellenländern das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft zwischen 4 und 5 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg

Globale Konjunkturdaten

IndikatorenSchweizUSAEurozoneGBJapanIndienBrasilienChina
Indikatoren
BIP J/J 2024Q1
Schweiz
0,6%
USA
2,9%
Eurozone
0,5%
GB
0,3%
Japan
-0,9%
Indien
7,8%
Brasilien
2,5%
China
5,3%
Indikatoren
BIP J/J 2024Q2
Schweiz
1,9%
USA
3,1%
Eurozone
0,6%
GB
0,9%
Japan
-0,8%
Indien
6,7%
Brasilien
3,3%
China
4,7%
Indikatoren
Konjunkturklima
Schweiz
-
USA
Eurozone
=
GB
+
Japan
+
Indien
+
Brasilien
China
+
Indikatoren
Trendwachstum
Schweiz
1,3%
USA
1,6%
Eurozone
0,8%
GB
1,8%
Japan
1,1%
Indien
5,2%
Brasilien
1,7%
China
3,8%
Indikatoren
Inflation
Schweiz
1,1%
USA
2,5%
Eurozone
2,2%
GB
2,2%
Japan
2,8%
Indien
3,5%
Brasilien
4,2%
China
0,6%
Indikatoren
Leitzinsen
Schweiz
1,25%
USA
5,0%
Eurozone
3,65% 
GB
5,0%
Japan
0,3%
Indien
6,5%
Brasilien
10,50%
China
3,35%

Quelle: Bloomberg

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