Die Stimmung in der Schweizer Wirtschaft bleibt verhalten. Sowohl Konsument:innen als auch Industrie- und Dienstleistungsunternehmen blicken deutlich pessimistischer in die Zukunft als im Durchschnitt der letzten 25 Jahre. Besonders auffällig ist dabei die sinkende Zuversicht im Dienstleistungssektor. Nur während einer kurzen Phase der Corona-Pandemie wurde die eigene Geschäftslage negativer eingeschätzt. Der nun geltende Zollsatz von 39 Prozent dürfte die Lage insbesondere für Industrieunternehmen weiter verschärfen. Da rund 4 Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung direkt auf Güterexporte in die USA entfallen, droht ein Rückschlag. Angesichts der starken Preissteigerungen auf dem amerikanischen Markt wird es für viele Unternehmen schwierig, wettbewerbsfähig zu bleiben.
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Wirtschaft: USA im Mittelpunkt globaler Konjunktursorgen
Die globalen Konjunktursorgen nehmen zu. Im Mittelpunkt stehen dabei die Vereinigten Staaten. Dort setzt sich die Wachstumsverlangsamung kontinuierlich fort, während gleichzeitig der Inflationsdruck wieder zunimmt. Hinzu kommen neu eingeführte Strafzölle der US-Regierung, die die Weltwirtschaft zusätzlich belasten. In China und der Eurozone erschweren die Zölle die wirtschaftliche Erholung, während die Schweiz gar mit einer Abschwächung rechnen muss. Die Belastung fällt hierzulande besonders stark aus, da Exporte in die USA mit deutlich höheren Zollsätzen belegt werden als der Durchschnitt aller Handelspartner. Für viele Schweizer Industrieunternehmen dürfte es kaum möglich sein, mit der heimischen Produktion auf dem amerikanischen Markt konkurrenzfähig zu bleiben.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent

Ersten Schätzungen der US-Statistikbehörde zufolge ist die amerikanische Wirtschaft im ersten Halbjahr 2025 um 0,6 Prozent gewachsen. Damit hat sich die Wirtschaftsentwicklung im Vergleich zu den Vorjahren spürbar verlangsamt. Zudem dürfte sich die Abschwächung zu Beginn des dritten Quartals fortgesetzt haben. Darauf deuten die schwächeren Stimmungswerte der US-Unternehmen sowie die Dynamik am Arbeitsmarkt hin. So hat sich die Zahl der neu geschaffenen Stellen zuletzt deutlich verringert. Besonders unangenehm ist dabei, dass die Inflationsrate wieder anzusteigen beginnt, obwohl die Konjunktur abflacht. So ist die Kerninflationsrate, die volatile Preiskomponenten wie Nahrungsmittel- und Energiepreise ausklammert, im Juli auf 3,1 Prozent geklettert. Angesichts eines durchschnittlichen Zollsatzes von schätzungsweise 15 bis 20 Prozent auf alle importierten Güter dürfte der Preisdruck in den kommenden Monaten weiter zunehmen. Die amerikanische Notenbank steht somit vor der schwierigen Aufgabe, eine schwächelnde Wirtschaft und steigende Preise gleichzeitig zu bewältigen.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent

Wie erwartet stagnierte die Wirtschaft der Eurozone im zweiten Quartal 2025. Im ersten Quartal hatte sie noch von vorgezogenen Bestellungen in die USA profitiert, mit denen Unternehmen den neuen Zöllen zuvorkommen wollten, und war dadurch deutlich gewachsen. Im zweiten Quartal wirkte sich die darauffolgende Gegenbewegung bremsend auf die Konjunktur aus. Zu Beginn des dritten Quartals zeigen sich jedoch leichte Erholungstendenzen. Die Stimmung in der Industrie und im Dienstleistungssektor hat sich verbessert und die Exportzahlen haben sich stabilisiert. Belastungsfaktoren bleiben jedoch bestehen. So dürften die neu verhandelten US-Strafzölle von 15 Prozent den zarten Aufschwung in den kommenden Monaten wieder dämpfen. Entsprechend sind vorerst keine grösseren Wachstumsimpulse zu erwarten. Positiv ist, dass die Inflation im bisherigen Jahresverlauf gesunken ist und inzwischen nahe am Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent

In China, der grössten Volkswirtschaft unter den Schwellenländern, haben sich die Stimmungswerte im Dienstleistungssektor spürbar verbessert und auch die Umsätze im Einzelhandel liegen deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Beide Entwicklungen deuten auf eine Stabilisierung der Binnenkonjunktur hin. Positiv ist zudem, dass sich die Inflation von ihren Tiefstständen entfernt hat und die Exporte trotz US-Zöllen in Höhe von 30 Prozent weiterhin solide wachsen. Der Nachfragerückgang aus den USA konnte bislang durch eine stärkere Nachfrage aus anderen asiatischen Ländern teilweise kompensiert werden. Eine nachhaltige Erholung ist jedoch vorerst nicht absehbar, da die geringe Investitionsbereitschaft des Privatsektors die gesamtwirtschaftliche Dynamik deutlich hemmt.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent

Globale Konjunkturdaten
Indikatoren | Schweiz | USA | Eurozone | GB | Japan | Indien | Brasilien | China |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Indikatoren BIP J/J 2025Q2 |
Schweiz k.A. |
USA 2,0% |
Eurozone 1,4% |
GB k.A. |
Japan k.A. |
Indien k.A. |
Brasilien k.A. |
China 5,2% |
Indikatoren BIP J/J 2025Q1 |
Schweiz 2,0% |
USA 2,0% |
Eurozone 1,5% |
GB 1,3% |
Japan 1,7% |
Indien 7,4% |
Brasilien 2,9% |
China 5,4% |
Indikatoren Konjunkturklima |
Schweiz – |
USA – |
Eurozone – |
GB – |
Japan = |
Indien + |
Brasilien – |
China = |
Indikatoren Trendwachstum |
Schweiz 1,3% |
USA 1,6% |
Eurozone 0,8% |
GB 1,8% |
Japan 1,1% |
Indien 5,3% |
Brasilien 1,9% |
China 3,7% |
Indikatoren Inflation |
Schweiz 0,2% |
USA 2,7% |
Eurozone 2,0% |
GB 3,6% |
Japan 3,3% |
Indien 1,6% |
Brasilien 5,2% |
China 0,0% |
Indikatoren Leitzinsen |
Schweiz 0,0% |
USA 4,5% |
Eurozone 2,15% |
GB 4,0% |
Japan 0,5% |
Indien 5,5% |
Brasilien 15,0% |
China 3,0% |
Quelle: Bloomberg