Marktüberblick: Erleichterung überwiegt

Seit August ist klar, dass die neuen Strafzölle deutlich höher ausfallen als der bisher geltende Basiszoll von zehn Prozent. Die Märkte scheinen allerdings eher erleichtert darüber zu sein, dass die Zölle vielerorts niedriger ausfielen als ursprünglich angedroht, und legten nochmals zu.

Die Obligationenmärkte legten in den USA und in der Schweiz im vergangenen Monat zu. Dabei dürften gestiegene Konjunktursorgen eine wesentliche Rolle gespielt haben. 

Indexierte Wertentwicklung von Staatsobligationen in Lokalwährung

100 = 01.01.2025

Diese Grafik zeigt die Wertentwicklung von Staatsobligationen in Lokalwährungen aus der Schweiz, den USA und Deutschland. Die Wertentwicklung im vergangenen Jahr zeigte sich unbeständig, und dies setzte sich zunächst auch im neuen Jahr fort. Bis April zeichnete sich sowohl in den USA als auch in der Schweiz jedoch ein Aufwärtstrend ab, während sich in Europa ein Abwärtstrend herauskristallisierte. Diese Tendenzen wurden durch die Zollankündigung jedoch abrupt unterbrochen.
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays

Im vergangenen Monat verzeichneten die amerikanischen und die Schweizer Obligationenmärkte deutliche Kursgewinne. In den USA fielen diese nach schwachen Arbeitsmarktzahlen besonders stark aus. Die Daten für den Monat Juli zeigten nämlich nicht nur eine geringe Zahl neu geschaffener Stellen, sondern auch deutliche Abwärtsrevisionen für die beiden Vormonate. Dies schürte neue Konjunktursorgen, zugleich stieg jedoch die Hoffnung, dass die US-Notenbank ihre Geldpolitik im September lockern wird. Inzwischen rechnet die Mehrheit mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte. In der Schweiz legten die Staatsobligationen ebenfalls kräftig zu, nachdem der Zollschock von 39 Prozent die Konjunkturerwartungen spürbar belastet hatte.

Entwicklung der 10-jährigen Verfallrenditen

In Prozent

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Verfallrenditen auf zehnjährigen Staatsobligationen der Schweiz, der USA und Deutschlands. Zehnjährige Verfallrenditen sind ein wichtiger Massstab für die Zinsentwicklung. Langfristig weisen sie einen starken Abwärtstrend auf. Seit Frühling 2022 ist jedoch eine Trendwende hin zu höheren Zinsen zu beobachten. Dieser Trend wurde im Jahr 2024 zunehmend gebremst, in der Schweiz ist sogar ein Trend zu niedrigeren Zinsen zu beobachten.
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays

Die zehnjährigen Verfallrenditen in den USA liegen derzeit mit gut 4.3 Prozent wieder etwas niedriger als im Vormonat. Jüngst sorgten aber insbesondere die Produzentenpreise für erneuten Aufwärtsdruck. Sie stiegen im vergangenen Monat spürbar an, was unter anderem auf zollbedingt teurere Importe zurückzuführen ist. Damit zeigen sich nun erste Effekte der neuen Zollpolitik, die auch die Inflation in nächster Zeit wieder anheizen dürfte. In der Schweiz rentieren zehnjährige Eidgenossen mit gut 0.2 Prozent ebenfalls wieder spürbar tiefer und fast so niedrig wie zuletzt vor der geldpolitischen Wende im Frühjahr 2022.

Risikoaufschläge von Unternehmensobligationen

In Prozentpunkten

Auf dieser Darstellung ist die Differenz zwischen den Verfallrenditen von Staats- und Unternehmensobligationen in US-Dollar, Euro und Franken abgebildet. Diese Risikoaufschläge, auch Spreads genannt, stiegen in der ersten Jahreshälfte 2022 stark, sanken aber deutlich in der zweiten Jahreshälfte sowie zu Beginn des folgenden Jahres. Im März 2023 stiegen die Risikoaufschläge erneut leicht an, bevor sie sich wieder auf einem niedrigen Niveau einpendelten. Im Zuge der von den USA angekündigten Handelsbeschränkungen nahmen die Spreads wieder zu, reduzierten sich jedoch kurz darauf wieder und befinden sich wieder auf historisch tiefen Werten.
Quelle: Bloomberg Barclays

Die Risikoaufschläge auf Unternehmensobligationen befinden sich weiterhin auf oder nahe an ihren historischen Tiefstständen. In Europa und den USA sind sie im vergangenen Monat sogar noch weiter zurückgegangen. Auch die inzwischen deutlich höheren Strafzölle haben daran nichts geändert. Im April sind die Spreads im Zuge des US-Handelskonflikts noch deutlich angestiegen. Rezessionssorgen spielen am Markt für Unternehmensobligationen damit weiterhin kaum eine Rolle, obwohl das Rezessionsrisiko in den USA und weltweit zuletzt nochmals gestiegen ist.

Die Aktienmärkte legten im vergangenen Monat mehrheitlich zu. Offenbar überwiegt derzeit die Erleichterung darüber, dass die neu verhandelten Strafzölle mit den USA zwar deutlich höher als die bisherigen Basiszölle von zehn Prozent ausfallen, jedoch vielerorts unter den ursprünglich angedrohten Sätzen liegen.

Indexierte Aktienmarktentwicklung in Franken

100 = 01.01.2025

Die Grafik stellt die Wertentwicklungen der Aktienmärkte Schweiz, Welt und Schwellenländer in den letzten zwölf Monaten in Franken dar. Die Verluste im April 2025, die durch die Turbulenzen im Welthandel verursacht wurden, konnten mittlerweile fast gänzlich kompensiert werden.
Quelle: SIX, MSCI

Im vergangenen Monat stand vor allem der Schlussspurt der US-Zollverhandlungen im Fokus der Märkte, da die Verhandlungsfrist am 1. August endete. Dabei zeichnete sich zunehmend ab, dass der neue durchschnittliche Zollsatz deutlich über dem bisherigen Basiszoll von zehn Prozent liegen wird. Die Aktienmärkte reagierten darauf jedoch erstaunlich gelassen. Von den Turbulenzen Anfang April war nichts mehr zu spüren. Weltweit legten Aktien mehrheitlich sogar nochmals deutlich zu. Der Schweizer Markt tendierte als einer der wenigen seitwärts. Angesichts des überraschenden Zollschocks von 39 Prozent ist dies allerdings bemerkenswert robust.

Momentumstärke einzelner Märkte

In Prozent

Die Darstellung zeigt die Momentumstärke von zwölf der wichtigsten Aktienmärkte weltweit. Das Momentum setzt den letzten Kursstand zum Durchschnitt der letzten sechs Monate ins Verhältnis. Während das Momentum im April noch im Minus lag, weisen derzeit alle Märkte ein positives Momentum auf.
Quelle: MSCI

Trotz der neu geltenden, deutlich höheren Strafzölle bleibt das Momentum der Aktienmärkte insgesamt im positiven Bereich. Besonders stark wuchs die Zugkraft an den asiatischen Aktienmärkten, wie etwa in Japan. Der japanische Aktienmarkt legte im vergangenen Monat trotz einer Zollvereinbarung auf 15 Prozent nochmals spürbar zu und erreichte sogar ein neues Allzeithoch. Offenbar überwog die Freude über den niedrigeren Zollsatz gegenüber dem bislang angedrohten pauschalen Zollsatz von 25 Prozent. Ein wenig schwächte sich hingegen das Momentum in Europa und der Schweiz ab. Angesichts neuer Zollsätze von 15 und 39 Prozent ist das weiterhin positive Momentum aber beachtlich.

Kurs-Gewinn-Verhältnis

Die Abbildung zeigt das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, für die Aktienmärkte Schweiz, Welt und Schwellenländer seit dem Jahr 2000. Wegen steigender Unternehmensgewinne und fallender Aktienkurse sind die KGVs der drei Märkte seit Sommer 2020 spürbar gesunken. Seit Ende 2022 erholen sie sich dank gestiegener Aktienkurse aber wieder zunehmend.
Quelle: SIX; MSCI

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist im vergangenen Monat weltweit, in der Schweiz sowie in den Schwellenländern deutlich gestiegen. Haupttreiber dürfte die positive Entwicklung der Aktienmärkte gewesen sein. In der laufenden Berichtsaison zeigt sich nämlich, dass die Unternehmen im vergangenen Quartal trotz des Handelskonflikts solide Gewinne erzielten. Besonders die US-Technologieunternehmen konnten dabei überaus überzeugen.

Börsenkotierte Schweizer Immobilienfonds bewegen sich weiterhin nahe ihren Höchstständen. Damit bleibt die Rendite auf Jahresbasis weiterhin deutlich positiv.

Indexierte Wertentwicklung von Schweizer Immobilienfonds

100 = 01.01.2025

Die Abbildung zeigt die indexierte durchschnittliche Wertentwicklung von kotierten Schweizer Immobilienfonds in den zurückliegenden zwölf Monaten. Die Wertentwicklung war im dargestellten Zeitraum äusserst volatil. Die Preise der Schweizer Immobilienfonds befinden sich seit einigen Wochen in einer Seitwärtsbewegung nahe den Höchstständen.
Quelle: SIX

Die Preise börsenkotierter Schweizer Immobilienfonds haben sich im Monatsvergleich kaum verändert und bewegen sich seit Mai überwiegend seitwärts. Zuletzt erhielten sie jedoch wieder etwas Auftrieb und notieren nahe den Höchstständen. Die jüngste Dynamik dürfte massgeblich mit den gesunkenen Kapitalmarktzinsen in der Schweiz zusammenhängen, die im Zuge der gestiegenen Konjunktursorgen im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik zurückgegangen sind.

Aufpreis auf Schweizer Immobilienfonds und 10-jährige Verfallsrenditen

In Prozent

Auf dieser Abbildung ist die Verfallrendite von 10-jährigen Schweizer Staatsobligationen und der Aufpreis auf den in Schweizer Immobilienfonds enthaltenen Immobilienobjekten seit dem Jahr 2000 zu sehen. Der starke Anstieg der Zinsen im Jahr 2022 führte zu einem deutlichen Rückgang der Aufpreise. Im Verlauf des vergangenen Jahres stiegen die Agios aber wieder an. Dieser Trend setzte sich auch in diesem Jahr fort.
Quelle: SIX

Das von Anleger:innen an der Börse bezahlte Aufgeld gegenüber dem Nettoinventarwert der Immobilien, das sogenannte Agio, liegt weiterhin deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Noch höhere Aufschläge wurden bislang nur in Phasen negativer Kapitalmarktzinsen verzeichnet. Davon sind wir derzeit nicht mehr allzu weit entfernt. Die zehnjährigen Verfallrenditen liegen derzeit nur noch knapp über null.

Deri-Monats-SARON und zehnjährige Verfallrenditen

In Prozent

Auf dieser Abbildung sind der schweizerische Referenzzinssatz SARON mit einer Laufzeit von drei Monaten und die Verfallrendite von zehnjährigen Schweizer Staatsobligationen seit dem Jahr 2000 zu sehen. Sowohl der Drei-Monats-Referenzzinssatz als auch die Kapitalmarktzinsen sind im Jahresverlauf gesunken.
Quelle: SIX

Die Verfallrenditen zehnjähriger Schweizer Staatsobligationen notieren aktuell bei lediglich gut 20 Basispunkten und befinden sich damit nahe ihrer Jahrestiefststände. Sie liegen auch nur noch leicht über dem Drei-Monats-Saron, der derzeit bei null Prozent liegt. Trotz der gestiegenen Konjunktursorgen im Zusammenhang mit dem US-Zollschock rechnen die Marktteilnehmer:innen derzeit jedoch nicht damit, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) im September an der Lagebeurteilung wieder Negativzinsen einführen wird.

Währungen

Im vergangenen Monat legte der Abwertungstrend des US-Dollars vorerst eine Pause ein. Etwas schwächer präsentierte sich hingegen der Schweizer Franken, der wohl besonders unter dem US-Zollschock gelitten haben dürfte.

WährungspaarKursKKP Neutraler Bereich Bewertung
Währungspaar
EUR/CHF
Kurs
0,94
KKP
0,93
Neutraler Bereich
0,86 – 1,00
Bewertung
Euro neutral
Währungspaar
USD/CHF
Kurs
0,81
KKP
0,80
Neutraler Bereich
0,69 – 0,90
Bewertung
USD neutral
Währungspaar
GBP/CHF
Kurs
1,09
KKP
1,20
Neutraler Bereich
1,04 – 1,36
Bewertung
Pfund neutral
Währungspaar
JPY/CHF
Kurs
0,55
KKP
0,86
Neutraler Bereich
0,70 – 1,02
Bewertung
Yen unterbewertet
Währungspaar
SEK/CHF
Kurs
8,42
KKP
9,98
Neutraler Bereich
8,93 – 11,04
Bewertung
Krone unterbewertet
Währungspaar
NOK/CHF
Kurs
7,90
KKP
10,52
Neutraler Bereich
9,26 – 11,78
Bewertung
Krone unterbewertet
Währungspaar
EUR/USD
Kurs
1,16
KKP
1,17
Neutraler Bereich
1,02 – 1,32
Bewertung
Euro neutral
Währungspaar
USD/JPY
Kurs
147,77
KKP
92,70
Neutraler Bereich
70,89 – 114,51
Bewertung
Yen unterbewertet
Währungspaar
USD/CNY
Kurs
7,17
KKP
6,29
Neutraler Bereich
5,80 – 6,77
Bewertung
Renminbi unterbewertet

Quelle: Allfunds Tech Solutions

Im vergangenen Monat setzte der US-Dollar seine Schwächephase vorerst nicht fort. Er tendierte mehrheitlich seitwärts. Seit Jahresbeginn hat das Greenback auf handelsgewichteter Basis jedoch immer noch zehn Prozent verloren. Schwächer zeigte sich dagegen erstmals wieder der Schweizer Franken. Besonders im Nachgang zum Zollschock Ende Juli gab die helvetische Währung spürbar nach.

Kryptowährungen

KryptowährungKursYTD in USDJahreshochJahrestief
Kryptowährung
BITCOIN
Kurs
118'394
YTD in USD
26,79%
Jahreshoch
123’360
Jahrestief
76’244
Kryptowährung
ETHEREUM
Kurs
4'570
YTD in USD
37,18%
Jahreshoch
4’767
Jahrestief
1’471

Quelle: Allfunds Tech Solutions, Coin Metrics Inc

Gold

Der Goldpreis, gemessen in Schweizer Franken, hat im vergangenen Monat wieder etwas zugelegt.

Indexierte Wertentwicklung von Gold in Franken

100 = 01.01.2025

Die Grafik zeigt die indexierte Wertentwicklung von Gold in Schweizer Franken im Jahresrückblick. Der Goldpreis zeigt seit Jahresbeginn eine starke Wertentwicklung und erreichte mehrmals neue Höchststände. Seit April tendiert er allerdings auf hohem Niveau seitwärts.
Quelle: Allfunds Tech Solutions

Das in diesem Jahr stark nachgefragte Edelmetall verzeichnete im vergangenen Monat in Schweizer Franken gemessen einen Zuwachs von gut einem Prozent und liegt seit Jahresbeginn bereits über 14 Prozent im Plus. Insbesondere der im April entfachte Handelskonflikt mit den USA stützte die Nachfrage nach Gold. Seither bewegt sich der Goldpreis jedoch überwiegend seitwärts.

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