Bewerbung schreiben: Fähigkeiten im Fokus

Wer ist die ideale Besetzung für den ausgeschriebenen Job? Um dies herauszufinden, setzen Arbeitgeber immer häufiger auf einen Ansatz, der die Fähigkeiten (Skills) der Bewerber:innen stärker gewichtet als deren Abschlüsse, den lückenlosen Lebenslauf oder die Berufserfahrung. Man spricht dabei auch von einer skillbasierten Rekrutierung. Im Zentrum steht nicht mehr die Frage «Über welche Ausbildungen verfügt die Person und welche Tätigkeiten, Aufgaben und Funktionen hat sie in der Vergangenheit ausgeübt?», sondern «Bringt die Person die Fähigkeiten mit, damit sie den Job erfolgreich ausführen kann?». Auch bei PostFinance wird dieser Ansatz bei Bewerbungen immer wichtiger. Von Angelo Ciaramella, Lead People Attraction Solution & Development bei PostFinance, wollen wir wissen, was genau dahinter steckt und was dies für die Bewerber:innen bedeutet. 

Fokus auf die Fähigkeiten: Darauf achtet PostFinance

Interview mit Angelo Ciaramella

Wie geht PostFinance konkret mit dem Thema «Skills vor Werdegang» um?

Schon heute, aber künftig noch stärker, fokussieren wir In der Selektion vermehrt nur noch bedingt auf den Lebenslauf und die Vergangenheit. Wir wollen eine Vakanz Ist- und zukunftsorientiert besetzen und das Augenmerk auf den gesamten jetzigen Rucksack einer sich bewerbenden Person richten. Das heisst: Wir legen Wert auf eine heute-orientierte Passung eines Profils mit einer offenen Vakanz. Wo und wie diese Fähigkeiten erlernt wurden, ist zweitrangig. Wir berücksichtigen zunehmend auch Fähigkeiten, die nicht zwingend aus einem klassischen Lebenslauf ersichtlich sind. Wenn zum Beispiel ein:e Bewerber:in ohne Führungserfahrung ein Nebenamt als Fussballtrainer:in hat, so hat die Person im Skill-Rucksack durchaus Führungskompetenzen, die für eine Stelle von Nutzen sein können.

Nach welchen Kriterien werden bei PostFinance die Kandidat:innen mit einem Job-Profil gematcht?

Wir sind dankbar, wenn uns Kandidat:innen aufzeigen, was sie heute können, also wie ihr Gesamtpaket aussieht. Konkret achten wir auf die Summe aller Fähigkeiten heute und weniger auf die in früheren Positionen ausgeübten Tätigkeiten. Diese bilden ja nur den sichtbaren Teil eines Menschen «von gestern» ab, zeigen aber nicht zwingend, was die Person heute gesamthaft kann und wieso die Person zu uns passt.

Das wären doch Pro-Argumente für das totgesagte Motivationsschreiben, wo ich als Bewerber:in aufzeige, wer ich bin und was ich kann?

Könnte man denken, ja, und ein Anschreiben, das den Match zwischen Vakanz und Person klar aufzeigt, ist für uns noch immer hilfreich. Bewerber:innen können Projekte und Erfolge näher beschreiben und so aufzeigen, welche Interessen und Fähigkeiten sie mitbringen – auch über das Geforderte hinaus. Bei PostFinance ist ein Motivationsschreiben aber freiwillig. Allerdings nutzen wir auch andere Möglichkeiten, um die nicht sichtbaren Fähigkeiten sichtbar zu machen. Ein Beispiel dafür ist das automatisierte Skill-Parsing: Eine Datenbank aus unzähligen Skills gleicht KI-unterstützt ein Profil mit einer Vakanz und dessen Anforderungen ab und gibt eine Einschätzung über die Passung.

Was heisst das für Kandidat:innen, die sich auf eine Stelle bei PostFinance bewerben?

Es lohnt sich zu überlegen, welche besonderen Stärken man heute als Ergebnis seiner bisherigen Lebens- und Berufserfahrung hat. Uns hilft es sehr, wenn eine Person diese Essenz in Bezug auf die Position aufzeigt, auf die sie sich bewirbt. Ein Mensch ist nicht sein Werdegang, sondern die Summe des Lebens heute. Konkret kann das bedeuten, dass man in seinem Lebenslauf eine Rubrik einfügt, wo man diese Essenz formuliert und sich als Person mit seinen individuellen Stärken und Ausprägungen darstellt. Das können Kompetenzen oder auch berufsfremde Fähigkeiten sein, die man sich nicht zwingend nur im beruflichen Kontext angeeignet hat, aber die für eine Position von Relevanz sein können. 

Zum Beispiel?

Ein:e Kandidat:in ist nicht im Bankenumfeld tätig, beschäftigt sich aber privat intensiv mit Kryptowährungen. So könnte Hobby und Beruf in der Summe für eine Position bei uns dennoch spannend sein. Würden wir nur den beruflichen Lebenslauf anschauen, wüssten wir nichts von den weiteren Kompetenzen dieser Person, die aber in der Personalselektion relevant sind.

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Untermauern Sie Ihre Fähigkeiten mit konkreten Beispielen

Jetzt geht es darum, die Fähigkeiten in die Bewerbung zu integrieren – sei dies im Lebenslauf oder im Motivationsschreiben, falls Sie ein solches mitliefern wollen. Je präziser und lebendiger Sie beschreiben, wie Sie Ihre Skills in vergangenen Situationen erfolgreich eingesetzt haben, desto glaubwürdiger sind Sie. Zeigen Sie auch, welchen Mehrwert Sie dadurch für Ihr Team oder Ihr Unternehmen geschaffen haben. Sind zum Beispiel Kommunikationsfähigkeiten gefragt, könnte dies eine Beschreibung sein: «Als Projektmanager habe ich bis zu 40-köpfige Teams koordiniert, Meetings moderiert und komplexe Pläne verständlich erklärt, um sicherzustellen, dass alle Stakeholder eingebunden sind und wir gemeinsame Ziele erreichen.» Bleiben Sie dabei immer ehrlich und authentisch. 

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